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Heizen nur mit der Sonne

Kann ein Haus nur mit Solarwärme beheizt werden? Ja, auch wenn wir für viele die Solarthermie als wärmeerzeugende Technologie immer mehr aus dem Bewusstsein verwindet. Oder wie ein Kollege neulich sagte: „Wir dürfen nicht vergessen, jetzt kommt die Generation, die Solarthermie nicht einmal mehr kennt.“ Dem Strom gehört die Zukunft, so sieht es das Energiekonzept der Bundesregierung vor und so entwickelt sich der Markt. Heizen mit Strom, lautet die Devise. Damit sind vor allem Wärmepumpen gemeint, die im vergangenen Jahr auf Platz 1 der neu installierten Wärmeerzeuger in Deutschland lagen.

100%-Solarhaus in Kappelrodeck

Was die Solarthermie vermag, konnten wir uns Anfang August auf der Exkursion der Solar-Partner ansehen. Am Samstag ging es zu Doris und Harald zu ihrem Solarhaus in Kappelrodeck in Baden. 2006 durfte ich die Firma Gerold Weber Solartechnik, die das Heizkonzept für das „100%-Solarhaus“ geplant und die Technik installiert hat, in der Pressearbeit für das Vorzeigeprojekt unterstützen. In dem Jahr sind die beiden in ihr ausschließlich solar beheiztes Eigenheim eingezogen. Es ist eines von sehr wenigen rein solar beheizten Gebäuden in Deutschland. Umso interessanter war es, jetzt einmal wieder zu Gast zu sein.

Ohne jede Nachheizung

Auf dem Süddach und an der Balkonbrüstung sind rund 110 Quadratmeter Solarkollektoren installiert. Ein Solarwärmespeicher mit stattlichen 42.800 Litern Fassungsvermögen im Gebäudeinneren hält die Wärme für die kalten Monate vor. Eine Nachheizmöglichkeit wollten die Bauleute nicht. Keinen Holzofen, keinen Heizstab, keine Gastherme. Sie wollten zeigen, dass es möglich ist, nur mit Solarthermie zu heizen und komfortabel in dem Haus zu leben. Bei durchschnittlich 23 Grad haben sie rund ums Jahr eine angenehme Temperatur im Haus. In den vergangenen zwei Heizperioden sei es zum Ende des Winters hin etwas knapp geworden, aber gereicht habe es dann doch noch, berichtet Doris. Gefroren hätten sie in ihrem Solarhaus nie.

Im Sommer freuen sich zudem ihre Nachbarn: Sie erhalten über eine Nahwärmeleitung überschüssige Solarwärme.

Leuchtturmprojekt für Solarthermie

Für den Massenmarkt eignet sich dieses Konzept gleichwohl nicht. Die Technik, die nötig ist, um die 100 Prozent zu erreichen, verteuert solch ein Gebäude deutlich. Wirtschaftlicher sind solare Deckungsgrade von 50 bis 70 Prozent, wie es auch bei den Projekten des Sonnenhaus-Instituts Usus ist. Das gestehen die Bewohner des Hauses in Kappelrodeck offen ein. Bereut haben sie es trotzdem nicht, wie sie überzeugend versichern. Ihr Haus bleibt ein Leuchtturmprojekt für die Möglichkeiten der Solarthermie.