Husum Wind: „Knoten müssen zerschlagen werden“
30 Jahre Husum Wind: Das hätte Anlass für eine mit Pauken und Trompeten zelebrierte Jubiläumsveranstaltung sein können. Auf der diesjährigen Husum Wind war die Laune allerdings getrübt. Denn der Zubau an Windenergieanlagen in Deutschland stagniert. Und so forderten Politiker aus Schleswig-Holstein und Vertreter der Windbranche vor allem Nachbesserungen von Seiten der Bundesregierung.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind lediglich 88 Windenergieanlagen mit einer Kapazität von 288 Megawatt in Deutschland in Betrieb gegangen, das ist ein Rückgang um etwa 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
„Wir erwarten, dass in Berlin Knoten zerschlagen werden und dass nicht mehr über die Probleme, sondern über die enormen Chancen, die mit dem weiteren Ausbau verbunden sind, geredet wird“, forderte Daniel Günther, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Zusammen mit Jan Philipp Albrecht, Minister für Energiewende, eröffnete er die Messe. Ein hohes Potenzial liege zum Beispiel in der Sektorenkopplung, indem Windstrom auch für die Erzeugung von Wärme und für Mobilität und damit der Dekarbonisierung dieser Sektoren genutzt werde.
Schnellere Genehmigungsverfahren nötig
Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie, forderte die Ausweisung von neuen Flächen und schnellere Genehmigungsverfahren. Die Genehmigungsinstrumente seien „völlig überfrachtet“. Aufgrund der vielen Vorgaben würde eine Genehmigung heute „etwas über 800 Tage“ benötigen, früher seien es rund 300 Tage gewesen. Die deutsche Windbranche brauche wieder Zuversicht, sonst würden die Unternehmen ihr Geschäft noch weiter ins Ausland verlagern, so Albers.
Matthias Zelinger, Managing Director der VDMA Power Systems, forderte zudem Maßnahmen, um die Akzeptanz von Windenergieanlagen zu steigern. Denn der Ausbau stagniert auch, weil derzeit viele Klagen gegen Windprojekte laufen.
Rund 600 Aussteller präsentierten ihre Produkte und Dienstleistungen auf der Husum Wind. Und gefeiert wurde natürlich trotzdem. Denn immerhin waren in Deutschland bis Ende 2018 rund 30.500 Windenergieanlagen mit 59.300 Megawatt Leistung installiert. Und dazu hat die Fachmesse, die lange Zeit die Windenergieleitmesse war, erheblich beigetragen. Seit 2014 findet sie im Wechsel mit der WindEnergy Hamburg statt. Sie öffnet 2020 wieder ihre Tore.
Foto: Eröffnungspressekonferenz auf der Husum Wind mit Daniel Günther, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, und Jan Philipp Albrecht, Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein